Warum?


Am Schulweg können Kinder wichtige Kompetenzen für eine selbständige und sichere Mobilität erlangen. Allerdings nur, wenn die Verkehrssituation im Wohn- und Schulumfeld das auch zulässt. Deshalb möchte der VCÖ - Mobilität mit Zukunft gemeinsam mit der Bevölkerung Problemstellen auf Österreichs Schulwegen aufzeigen. In die Online-Karte können Straßenabschnitte oder Übergänge eingetragen werden, wo es Verbesserungen braucht. Problemstellen können beispielsweise unübersichtliche Übergänge, zu schmale oder überhaupt fehlende Gehsteige oder Radwege sein oder auch zu hohe Geschwindigkeit des Kfz-Verkehrs.

Als VCÖ wollen wir dazu beitragen, die Bedingungen für eine aktive und selbständige Mobilität der Schulkinder in den Gemeinden und Städten zu verbessern.

Bis Ende Oktober 2024 sammelt der VCÖ die Einträge. Anschließend melden wir die Einträge anonymisiert den zuständigen Stellen (Gemeinde- oder Stadtverwaltung). Vielen Dank im Voraus für Ihre Einträge!

Fragen und Antworten zum Thema Schulwege


Fast die Hälfte der 6- bis 14-jährigen Schulkinder nutzt den Öffentlichen Verkehr für den Schulweg. Jeder dritte Schulweg wird bewegungsaktiv zu Fuß oder etwas seltener mit dem Rad und jeder 5. Schulweg mitfahrend im Pkw zurückgelegt. [1] Wie hoch der Anteil bewegungsaktiver Mobilität bei Kindern ist, hängt stark von der Verkehrsplanung im Wohnumfeld ab. Generell nimmt die selbständige Mobilität von Kindern zu, wenn die Eltern das Verkehrsumfeld am Schulweg als sicher wahrnehmen. [2]


Die Verkehrssicherheit am Schulweg ist höher als auf Freizeitwegen. Das liegt einerseits an speziellen Verkehrssicherheitsmaßnahmen, wie Verkehrsberuhigung im Schulumfeld oder Schülerlosten, bis hin zur erhöhten Achtsamkeit auf Kinder durch die anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Der Schulweg ist eine Chance für Kinder, Kompetenz im Verhalten im Straßenverkehr zu erlernen. Nur wenn Kinder aktiv am Verkehrsgeschehen teilnehmen können, entwickeln sie ein angemessenes Gefahrenbewusstsein und Verkehrskompetenz. [3] Zusätzlich lernen Kinder am Schulweg Selbständigkeit und Eigenverantwortung, sie erforschen unbeaufsichtigt mit anderen Kindern die Umgebung und erlernen so nachweislich wichtige soziale und persönliche Fähigkeiten.


Ein weiterer Vorteil eines bewegungsaktiv zurückgelegten Schulwegs: Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, sind wacher, konzentrierter und auch ausgeglichener, als Kinder, die mit dem Auto zur Schule gebracht wurden.[4] Der Schulweg ist auch eine Chance, dass Kinder auf eine regelmäßige Portion gesunde Bewegung kommen. Bewegungsmangel ist ein zunehmendes Problem. Kinder sollten sich täglich zumindest 60 Minuten bewegen. Ausreichend Bewegung hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit und verbessert auch die schulische Leistungsfähigkeit der Kinder.[5]

Bewegung fördert die geistige, psychische und soziale Entwicklung. Kinder, die bewegungsaktiv und selbständig zur Schule kommen, weisen im Schnitt ein besseres räumliches Wahrnehmungsvermögen auf, einen besseren Gleichgewichtssinn, eine schnellere soziale Entwicklung und weniger Lernstörungen als Kinder, die mit dem Auto zur Schule chauffiert werden.[6]Außerdem prägen die Mobilitätserfahrungen in der Kindheit auch das Verhalten im Erwachsenenalter.


Eine Studie für den Zeitraum 2018 bis 2020 zeigt, dass bei 79 Prozent der Unfälle von zu Fuß gehenden Kindern am Schulweg der Unfallgegner ein Pkw war.[7]Jedes fünfte Kind in Österreich wird mit dem Auto zur Schule gebracht. Vor vielen Schulen herrscht deshalb regelmäßig ein regelrechtes Verkehrschaos, das wiederum mehr Eltern dazu bewegt, ihre Kinder nicht zu Fuß zur Schule gehen zu lassen. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, ist ein verkehrsberuhigtes Umfeld mit breiten Wegen und Querungshilfen wichtig. Die Gemeinden und Städte können so einen wichtigen Beitrag leisten, damit Kinder selbständig zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Öffentlichen Verkehr zur Schule kommen können.


Damit Kinder selbständig aktiv mobil sein können, sind fußläufig erreichbare Ziele, ein öffentlicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität sowie sichere und attraktive Geh- und Radwege wichtig.

Ideal für Kinder ist ein zusammenhängendes Wegenetz aus verkehrsberuhigten Zonen wie Wohnstraßen, Schulstraßen, Begegnungszonen und Fußgängerzonen, breiten Gehwegen und sicheren Hauptverkehrsstraßen. Tempo 30 statt 50 erhöht die Verkehrssicherheit für Kinder maßgeblich. Der Anhalteweg ist bei Tempo 30 halb so lange wie bei 50 km/h.[8] Auch eine Reduktion des Kfz-Verkehrs erhöht die Verkehrssicherheit der Kinder maßgeblich.

In den Niederlanden kommt die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit dem Fahrrad zur Schule. Entscheidend für den hohen Radverkehrsanteil ist das dichte Netz an Radwegen. Auch in Österreich ist die Rad-Infrastruktur entsprechend auszubauen und zu verbessern. Umfragen zeigen, dass deutlich mehr Kinder mit dem Fahrrad zur Schule fahren möchten, als es tatsächlich tun. Fehlende Radwege und zu hohes Tempo des Kfz-Verkehrs sind die am häufigsten von Eltern genannten Gründe, warum sie nicht wollen, dass Kinder mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

Seit der StVO-Novelle im Jahr 2022 ist es beim gemeinsamen Radfahren der erwachsenen Begleitperson grundsätzlich erlaubt, mit dem Fahrrad neben dem Kind zu fahren.[9]

Kinder nehmen das Verkehrsgeschehen anders wahr als erwachsene Menschen. Beispielsweise können sie häufig über parkende Autos neben einem Straßenübergang nicht hinwegsehen, bemerken daher herankommende Fahrzeuge später und werden von Fahrzeuglenkenden später wahrgenommen. Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einschätzen können Kinder erst ab etwa dem 9. Lebensjahr, das Sichtfeld ist erst ab etwa zwölf Jahren voll entwickelt, weshalb vorher das seitliche Herannahen von Autos nur begrenzt wahrgenommen werden kann. [10]Grün- und Wasserflächen sowie Mobiliar können Wege für Kinder interessanter machen. [11] Eine Befragung von Kindern in 70 deutschen Städten hat ergeben, dass diese Straßen in ihrem Wohnort in erster Linie als eintönig und langweilig empfanden. Das kann auch ein Sicherheitsrisiko ergeben, denn Kinder gehen viel aufmerksamer durch Straßen, wenn sie nicht gelangweilt sind. [12]


Ab welchem Alter Kinder allein im Straßenverkehr unterwegs sein dürfen, ist nur teilweise geregelt. Ab wann Kinder in der Lage sind, alleine in die Schule zu gehen, obliegt der jeweiligen Einschätzung der Erziehungsberechtigten. Jedenfalls sind Eltern dazu verpflichtet, ihren Kindern vor dem ersten Alleingang das richtige Verhalten im Straßenverkehr beizubringen. [13]

Ab zwölf Jahren dürfen Kinder grundsätzlich alleine mit dem Rad fahren. Wird die Radfahrprüfung erfolgreich abgeschlossen, dürfen Kinder bereits ab dem Alter von zehn Jahren beziehungsweise nach Abschluss der vierten Schulstufe alleine mit dem Rad fahren. Auch mit Rollern oder Rollschuhen dürfen sich Kinder im öffentlichen Straßenverkehr erst ab einem Alter von 12 Jahren alleine fortbewegen. [14]

Im Öffentlichen Verkehr dürfen Kinder ab dem Alter von sechs Jahren alleine unterwegs sein. Davor brauchen Kinder eine Begleitperson. Das kann allerdings auch ein weiteres Kind sein, welches das sechste Lebensjahr bereits vollendet hat. [15]


1) Den Schulweg gemeinsam üben

Der VCÖ rät Eltern von Volksschulkindern oder beim Schulwechsel in die 5. Schulstufe noch in den Ferien den Schulweg zu üben. Bei der Wahl des Schulwegs sollte beachtet werden, dass nicht der kürzeste, sondern der für das Kind am besten geeignete Weg gewählt wird, also jener mit möglichst wenig Pkw-Verkehr und Kreuzungen. Wichtig ist, den Schulweg aus der Perspektive des Kindes zu betrachten. Hindernisse oder parkende Autos, über die Erwachsene leicht hinwegblicken, können Kindern die Sicht leicht verstellen. Beim Gehen mit dem Kind erklären worauf im Straßenverkehr zu achten ist, bei welchen Abschnitten besondere Achtsamkeit wichtig ist. Anschließend dem Kind die Führung überlassen, so erkennen Eltern, ob alle Erklärungen richtig verstanden wurden. Tipps für den Schulweg gibt es auch hier: mein-sicherer-schulweg.at.

2) Mit anderen Eltern gemeinsam die Initiative ergreifen

In zunehmend mehr Orten gibt es so genannte Pedibusse und Bicibusse. Dabei treffen sich Kinder an „Haltestellen“ und werden von Erwachsenen zu Fuß (Pedibus) oder mit dem Fahrrad (Bicibus) zur Schule begleitet.


1) Bewusstseinsbildung

Das Thema nachhaltige und sichere Mobilität in den Schulunterricht integrieren. Das Programm „klimaaktiv mobil“ des Klimaschutzministeriums berät Bildungseinrichtungen und stellt Unterrichtsmaterialien für Mobilitätsbildung bereit. Schulen können Mobilitätstrainings für Kinder, Aktionen zur Förderung nachhaltiger Mobilität (siehe beispielsweise sicherunterwegs.at) oder die freiwillige Radfahrprüfung organisieren sowie Informationen über sichere Wege zur Schule für Eltern und Kinder bereitstellen.

2) Mobilitätsmanagement

Die Verkehrsmittelwahl von Eltern und Schulkindern kann von Schulen aktiv gesteuert werden. Beispiele sind die Errichtung von Schulstraßen und Elternhaltestellen in einiger Entfernung zur Schule sowie das Initiieren von Pedi- oder Bicibus-Linien.


Gemeinsam mit den jeweiligen Schulen können Gemeinden Schulstraßen einführen und damit sowohl nachhaltige Mobilität fördern als auch für ein sicheres Schulumfeld sorgen. Aber nicht nur der direkte Schulvorplatz ist für ein kindersicheres Mobilitätssystem von Bedeutung. Damit Kinder sich wirklich sicher und selbstbestimmt bewegen können, braucht es ein zusammenhängendes System aus verkehrsberuhigten Straßen und Plätzen, breite Gehwege, sichere Fahrbahnüberquerungen. Seit Juli 2024 ermöglicht die StVO die leichtere Umsetzung von Tempo 30 in Bereichen mit besonderem Schutzbedürfnis wie beispielsweise im Umfeld von Schulen, Spielplätzen oder Freizeiteinrichtungen. [16] Gerade für Kinder, die Entfernungen nur schwer einschätzen können, ist die Reduktion de Anhaltewegs bei Tempo 30 besonders entscheidend. Sehr positiv auf die Verkehrssicherheit (nicht nur) von Kindern wirken sich zudem Fußgängerzonen und Begegnungszonen aus.

Gemeinden und Städte können sich von „klimaaktiv mobil“ bei der Umsetzung von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen beraten lassen und Förderungen erhalten.


Schulstraßen sind eine gute Möglichkeit, das Verkehrschaos durch Elterntaxis direkt vor den Schulen zu verhindern und Kindern mehr Sicherheit auf dem Weg zur Schule zu geben. Auf Schulstraßen gelten zu definierten Zeiträumen, wie Schulbeginn und Schulende, Fahrverbote für Kraftfahrzeuge. Ausgenommen sind Einsatzfahrzeuge und Zu- und Abfahrten der Anwohnenden. Diese dürfen nur in Schrittgeschwindigkeit fahren. [17] Eine einfache Möglichkeit, um Einfahrtsbeschränkungen an Schulstraßen sichtbarer zu machen, sind temporäre mechanische Sperren wie Scherengitter.

Schulstraßen werden in Kooperation von Schulen und Gemeinden eingerichtet. Einen Leitfaden zur Einrichtung von Schulstraßen des Klimaschutzministeriums gibt es hier.